Zusammenfassung
Einleitung: Am 3. Mai 2009 wurde der erste in Sachsen-Anhalt aufgetretene Fall einer aus Mexiko
importierten Infektion mit Neuer Grippe (Influenza A/H1N1) diagnostiziert. Gemeinsam
mit dem zuständigen Gesundheitsamt führte das Robert Koch-Institut eine Untersuchung
des Erkrankungsfalles und seines häuslichen Umfelds durch. Ziel dieser Untersuchung
war es, die lokale Weiterverbreitung des A/H1N1-Virus zu kontrollieren und erste klinische
sowie epidemiologische Charakteristika des Virus zu ermitteln.
Methoden: Mittels strukturierter Interviews und standardisierter Fragebögen wurden u. a. klinische
Symptomatik, Impf-, Reise- und Kontaktanamnese und relevante Grunderkrankungen von
Indexpatient und seinen Haushaltskontakten erhoben. Weiterhin wurden bei den gleichen
Personen wiederholt Abstriche und Proben aus dem Respirationstrakt nach einem festgelegten
Protokoll gewonnen. Die Proben wurden am Robert Koch-Institut mittels für Influenza
A/H1N1 spezifischer Real-Time PCR untersucht.
Ergebnisse: Der Indexpatient erkrankte 3,5 Tage nach seiner Rückkehr aus Mexiko mit Fieber bis
38°C und produktivem Husten. Das zuständige Gesundheitsamt wurde am 3. Mai über den
Verdachtsfall informiert und die notwenigen Maßnahmen (Sicherung der Diagnose, Ermittlung
und Information enger Kontaktpersonen, häusliche Isolierung des Indexfalls und der
Familienangehörigen, Therapie bzw. Prophylaxe mit Oseltamivir) wurden unmittelbar
eingeleitet. Die virologischen Verlaufsuntersuchungen ergaben, dass der Indexpatient
noch bis zum Tag des Therapieendes mit Oseltamivir virales Genom mit dem Sputum ausschied.
Bei der Ehefrau des Patienten und seinem Sohn wurden nach Beginn der Symptomatik des
Index-patienten ebenfalls virales Genom nachgewiesen. Beide Personen standen zu diesem
Zeitpunkt unter einer antiviralen Prophylaxe und blieben symptomfrei. Drei weitere
Haushaltsmitglieder sowie sechs außerfamiliäre Kontaktpersonen blieben ohne positiven
Befund.
Diskussion: Durch das schnelle Eingreifen des Gesundheitsamtes und die Etablierung entsprechender
Präventionsmaßnahmen konnte eine mögliche Weiterverbreitung des Virus außerhalb der
Indexfamilie verhindert werden. Innerhalb der Familie gab es zwei Sekundärinfektionen,
die möglicherweise aufgrund einer antiviralen Prophylaxe asymptomatisch verliefen.
Die ersten Ergebnisse der epidemiologischen und virologischen Untersuchungen deuten
darauf hin, dass die neue Influenza A/H1N1 im Vergleich zur saisonalen Influenza möglicherweise
eine verlängerte Inkubationszeit und eine verlängerte Virusausscheidung aufweist.
Abstract
Introduction: On May 3, 2009, a first case of influenza A/H1N1 infection occurred in the federal
state of Saxony-Anhalt, Germany. In order to stop the possible spread of the virus
and to study the epidemiological and clinical characteristics of the infection, an
investigation was launched by the local health authorities and the RKI.
Methods: Standardised questionnaires were used to assess demographic and clinical data. Specimens
were collected from case patients and close contacts and were analysed for influenza
A/H1N1 using real-time PCR.
Results: The index patient showed fever and coughing 3.5 days after returning from a holiday
in Mexico. The local health authorities were informed on May 3, and measures were
rapidly implemented. These measures included a trace-back of possible contact persons,
isolation of the case and close contacts, prophylactic treatment with Oseltamivir.
Virological investigations showed that the case shedded viral genome up until the
last day of antiviral therapy. Viral genome was also detected in the spouse and the
son of the patient. Both showed no symptoms under a prophylactic treatment with antiviral
medication. No viral genome was detected in three other family members, and in six
other contact persons outside of the family.
Discussion: The spread of the virus was contained due to the fast response of the local health
authorities. Two secondary cases occurred in the family. These cases remained asymptomatic,
possibly due to antiviral prophylaxis. Epidemiological and virological results suggest
that the influenza A/H1N1 virus has a longer incubation period and that viral shedding
may probably be prolonged when compared with seasonal influenza.
Schlüsselwörter
Influenza A/H1N1 - Epidemiologie - Pandemie
Key words
influenza A/H1N1 - epidemiology - pandemic